In einer zunehmend digitalisierten Welt sollen Low-Code- und No-Code-Plattformen eine Lösung für eine effizientere und agilere Softwareentwicklung bieten. Diese Plattformen ermöglichen die Erstellung von Anwendungen mit minimalem oder ohne manuellen Programmieraufwand.
Diese Technologien sollen auch die Softwareentwicklung demokratisieren, indem traditionelle Zugangsbarrieren abgebaut werden. Theoretisch können Unternehmen dadurch schneller auf Marktveränderungen reagieren und Fachabteilungen können Anwendungen nach Bedarf selbst erstellen. In einer Zeit, in der Geschwindigkeit oft entscheidend ist, könnten Low-Code- und No-Code-Plattformen die Softwareentwicklung entscheidend verändern. Dabei gilt es jedoch, sowohl die Potenziale als auch die Risiken dieser neuen Technologien zu berücksichtigen.
Hintergrund & Entwicklung
Die Idee, die Softwareentwicklung zugänglicher zu machen, geht auf die späten 1980er und frühen 1990er Jahre zurück, als visuelle Programmiersprachen wie Visual Basic eingeführt wurden. Low-Code-Plattformen sind seit Anfang der 2000er Jahre entstanden, um die Softwareentwicklung zu beschleunigen und die Kosten zu senken. Sie ermöglichen Entwicklern die schnelle Erstellung von Anwendungen durch visuelle Modellierung und vorgefertigte Komponenten.
No-Code-Plattformen sind eine neuere Entwicklung, die es Nicht-Programmierern ermöglicht, Anwendungen ohne Programmierung zu erstellen. Sie verwenden intuitive Benutzeroberflächen mit Drag-and-Drop-Elementen und Vorlagen.
Beispiele für Plattformen, die für die Erstellung von Anwendungen genutzt werden können, sind OutSystems, Mendix und Microsoft Power Apps als Low-Code-Plattformen sowie Bubble und Airtable im No-Code-Segment.
Im Bereich Webseiten und Webdesign kann man DIVI und Elementor zu den Low-Code- und Webflow sowie Squarespace zu den No-Code-Plattformen zählen.
Der globale Markt für Low-Code-Entwicklungsplattformen zeigt laut Research and Markets ein starkes Wachstumspotenzial. Von geschätzten 17,27 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 wird ein Anstieg auf 68,33 Milliarden US-Dollar bis 2030 prognostiziert, mit einer jährlichen Wachstumsrate von 25,46%. Diese Zahlen unterstreichen die rasch zunehmende Bedeutung von Low-Code-Lösungen in der globalen IT-Landschaft.
Getrieben wird diese Entwicklung durch die steigende Nachfrage nach schnellerer und flexiblerer Softwareentwicklung. Low-Code- und No-Code-Plattformen bieten eine attraktive Alternative zu traditionellen Entwicklungsansätzen und ermöglichen es Unternehmen, ihre digitale Transformation schneller voranzutreiben. Dieser Wandel in der Softwareentwicklung bringt jedoch auch neue Herausforderungen mit sich.
Low-Code und No-Code sind nicht dasselbe
Vorteile & Chancen
Low-Code- und No-Code-Plattformen bieten zahlreiche Vorteile, die die Programmierung von Software grundlegend verändern. Ein wesentlicher Vorteil ist die Demokratisierung der Softwareentwicklung: Auch Nicht-Programmierer, so genannte „Citizen Developers„, können nun Anwendungen erstellen, was zu einer schnelleren Umsetzung von Ideen und Innovationen führen kann.
Diese Plattformen ermöglichen durch vorgefertigte Module und visuelle Werkzeuge eine deutlich schnellere und effizientere Entwicklung. Dadurch können Unternehmen Produkte schneller auf den Markt bringen, was insbesondere in wettbewerbsintensiven Branchen von Vorteil ist.
Die Beschleunigung der Entwicklung führt auch zu einer erheblichen Kosteneffizienz und Ressourcenoptimierung. Es werden weniger spezialisierte Entwickler benötigt und die Kosten für externe Dienstleister können gesenkt werden. Dies ist insbesondere für kleinere Unternehmen und Startups von Vorteil.
Zudem bieten diese Plattformen eine hohe Skalierbarkeit und Flexibilität. Cloud-basierte Lösungen ermöglichen eine einfache Skalierung und Anwendungen können schnell an sich ändernde Anforderungen angepasst werden.
Herausforderungen & Risiken
Low-Code- und No-Code-Plattformen bieten viele Vorteile, sind aber auch mit Herausforderungen und Risiken verbunden. Ein Hauptproblem betrifft die Qualität und Leistung der entwickelten Anwendungen, die oft weniger flexibel und schwieriger zu optimieren sind als traditionell programmierte Software.
Sicherheitsbedenken stellen ein weiteres erhebliches Risiko dar, da durch die Verwendung vorgefertigter Module und möglicherweise mangelndes Sicherheitswissen der Entwickler Schwachstellen entstehen können. Die Abhängigkeit von bestimmten Plattformanbietern kann zu einem „Vendor Lock-in“ führen, der den Wechsel zu anderen Lösungen erschwert und die Kontrolle über die Daten einschränken kann.
Darüber hinaus gibt es Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf traditionelle Entwickler, da die Nachfrage nach hochqualifizierten Programmierern sinken könnte. Schließlich stoßen diese Plattformen bei sehr spezifischen oder komplexen Anforderungen an ihre Grenzen, was ihre Anpassungsfähigkeit letztlich einschränkt.
Unternehmen sollten daher diese Herausforderungen sorgfältig abwägen, bevor sie sich vollständig auf Low-Code- und No-Code-Plattformen einlassen.
Die Rolle der Entwickler
Die Einführung von Low-Code- und No-Code-Plattformen verändert die Softwareentwicklung grundlegend und wirft Fragen nach der zukünftigen Rolle der traditionellen Entwickler auf. Das verstärkte Aufkommen künstlicher Intelligenz verschärft die Situation weiter. Entgegen der Befürchtung, dass Entwickler überflüssig werden könnten, zeigt sich, dass sich ihre Rolle zwar verändert, aber mittelfristig voraussichtlich kaum an Bedeutung verlieren wird.
In der neuen Landschaft verlagern sich die Aufgaben der Entwickler vermutlich in komplexere und strategischere Bereiche. Sie konzentrieren sich stärker auf die Entwicklung maßgeschneiderter Module, die Systemintegration und die Gewährleistung von Qualität und Sicherheit. Eine wichtige neue Aufgabe ist die Zusammenarbeit mit und die Unterstützung von „Citizen Developers“, wobei Entwickler als Mentoren und Berater fungieren.
Um relevant zu bleiben, müssen Entwickler ihr Rollenverständnis erweitern und sich in Bereichen wie Systemarchitektur, DevOps, Sicherheit und Datenmanagement weiterbilden. Weiterbildung und Spezialisierung in Nischenbereichen, in denen Low-Code und No-Code an ihre Grenzen stoßen, werden immer wichtiger. Gleichzeitig gewinnen Soft Skills wie Kommunikations- und Teamfähigkeit an Bedeutung, da Entwickler aller Voraussicht nach zunehmend in interdisziplinären Teams arbeiten werden.
Insgesamt bietet die Verbreitung von Low-Code- und No-Code-Plattformen Entwicklern die Chance, ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln und strategischere Rollen einzunehmen. Diejenigen, die bereit sind, sich anzupassen und weiterzubilden, können weiterhin eine entscheidende Rolle bei der digitalen Transformation von Unternehmen spielen.
Zukunftsaussichten
Die Zukunftsaussichten für Low-Code- und No-Code-Plattformen in der Softwareentwicklung sind vielversprechend, werfen aber auch wichtige Fragen auf. Technologisch zeichnen sich Trends wie die Integration von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen ab, die Anwendungen automatisch optimieren und komplexere Aufgaben bewältigen könnten. Darüber hinaus entwickeln sich hybride Ansätze, die Low-Code/No-Code mit traditioneller Entwicklung kombinieren.
In der Arbeitswelt dürfte der Einsatz von „Citizen Developers“ zunehmen, was die Rolle der IT-Abteilungen neu definieren würde. Gleichzeitig dürfte der Bedarf an spezialisierten Entwicklern für komplexe Lösungen vorerst bestehen bleiben. Der Schwerpunkt der Ausbildung könnte sich dahingehend verändern, dass auch der Umgang mit diesen Plattformen vermittelt wird.
Insgesamt bieten Low-Code- und No-Code-Plattformen das Potenzial, die Softwareentwicklung zu demokratisieren und zu beschleunigen. Sie stellen die Branche aber auch vor neue Herausforderungen und erfordern Anpassungen. Die Zukunft wird zeigen, wie diese Technologien die Art und Weise, wie wir Software entwickeln und nutzen, nachhaltig verändern werden.
Was sich Unternehmen von Low-Code- und No-Code-Lösungen versprechen
Fazit
Low-Code- und No-Code-Plattformen bieten Vorteile wie schnellere Anwendungsentwicklung und mehr Flexibilität, bringen aber auch Herausforderungen in Bezug auf Qualität und Sicherheit mit sich. Für Entwickler könnte dies eine Verschiebung zu beratenden Rollen bedeuten. Die Zukunft dieser Technologien scheint vielversprechend, mit möglichen KI-Integrationen.
Unternehmen sollten den Einsatz sorgfältig abwägen, während Entwickler ihre Fähigkeiten erweitern sollten. Es ist wahrscheinlich, dass diese Plattformen die traditionelle Entwicklung ergänzen, aber nicht vollständig ersetzen werden. Die Herausforderung liegt darin, die richtige Balance zwischen Effizienz und Qualität zu finden.
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Pyngu Digital