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Digitaler Minimalismus – Ansätze für ein einfacheres und sichereres Leben in der digitalen Welt

13. Jan 2022 | Tech

Weniger ist mehr! Das ist in vielen Bereichen des Lebens zutreffend. Auch in der digitalen Welt kann eine Reduktion zu zahlreichen Nutzeffekten führen.

Was ist digitaler Minimalismus?

Als Teil des Minimalismus verfolgt der digitale Minimalismus dieselbe Philosophie. Statt im Zusammenhang mit physischen Produkten handelt es sich hierbei um den bewussten Umgang mit digitalen Technologien.

In diesem Artikel wird das Thema aus zwei Blickwinkeln beleuchtet. Einmal aus der Sicht eines Jedem selbst, mit der Frage, wie man sein digitales Leben vereinfachen und besser organisieren kann. Der zweite Teil beschäftigt sich mit dem minimalistischen Ansatz bei der Verwendung und Entwicklung von Software.

1. Digitaler Minimalismus für das eigene Wohlbefinden

Es geht darum, das digitale Leben zu entrümpeln und nur das zu nutzen, was auch wirklich gebraucht wird. Dies soll so effizient wie möglich geschehen.

Digitaler Minimalismus ist eine Philosophie, die hilft zu hinterfragen, welche digitalen Kommunikationsmittel (und Verhaltensweisen im Zusammenhang mit diesen Mitteln) dem eigenen Leben den größten Wert verleihen. Dahinter steht die Überzeugung, dass man sein Leben erheblich verbessern kann, wenn freiwillig und mit Nachdruck das digitale Rauschen mit geringem Wert beseitigt und die Nutzung der Tools, die wirklich wichtig sind, optimiert wird.

Clean Desktop

Ein minimalistisches Setup und aufgeräumte Software kann auch in der digitalen Welt zur Verbesserung der Produktivität beitragen

Im Folgenden werden ein paar Beispiele aufgezeigt, wie digitaler Minimalismus für jedermann umsetzbar sein kann, um das eigene Digital-Leben zu vereinfachen und eine bessere und gesündere Beziehung zu Technologien aufzubauen.

Aufräumen der Benutzeroberfläche

Der Computer oder sonstige digitale Devices sollten nur die nötigsten Programme installiert haben. Ziel ist es, alles zu entfernen, was keinen Mehrwert bringt und sich auf das zu beschränken, was auch wirklich regelmäßig genutzt wird. Sollte man ein gelöschtes Programm irgendwann wieder benötigen, ist dies zumeist in wenigen Augenblicken wieder installierbar. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass der Desktop aufgeräumt und sortiert ist. Das spart Zeit und erleichtert das Auffinden von Programmen und Dateien. Auch die Wahl eines sauberen Bildschirmhintergrunds kann einen Einfluss auf die Produktivität haben. Hierbei sollte ein Bild oder Foto gefunden werden, das wenig ablenkend ist.

Minimieren der Social Media Accounts

Wie viele Social-Media-Kanäle braucht man wirklich? Diese sollten auf ein Minimum begrenzt werden. Social Media kann ein echter Time-Killer sein. Aus diesem Grund macht es auch Sinn, die Social-Media-Apps auf dem Smartphone zu löschen und nur über den Browser auf dem Computer auf seine Accounts zuzugreifen. Die Produktivität im Allgemeinen und der Datenschutz auf dem Smartphone werden sicherlich davon profitieren.

E-Mails abrufen, ordnen und vor allem auch löschen

Viele E-Mail-Clients versinken schnell im Chaos, wenn diese nicht regelmäßig betreut und geordnet werden. Das Chaos wird umso größer, desto mehr ungelesene Nachrichten sich darin befinden. Deshalb sollte man alle Newsletter oder Spamnachrichten begutachten und diese regelmäßig abbestellen oder blockieren. Müssen alle E-Mails für die Ewigkeit gespeichert bleiben? Sicher nicht! Diejenigen, die partout Angst haben alte E-Mails zu löschen, können diese auch herunterladen und auf einem externen Speichermedium abspeichern. Das hilft, auf lange Sicht den E-Mail-Client beherrschbar zu halten.

Versuchen Sachen offline zu erledigen

Dies wird heutzutage immer schwieriger. Für viele ist die Ausrede, warum sie ihr Smartphone im Fitnessstudio dabei haben, dass sie schließlich darüber ihre Musik streamen. Beim Spazierengehen wird die Mitnahme für den Notfall oder zur Navigation gerechtfertigt. Im Berufsalltag verdrängt die E-Mail das Telefonat oder persönliche Gespräche.

Lange Rede kurzer Sinn, es tut sicherlich gut, wenn jeder sein Online-Verhalten ab und an kritisch hinterfragt und wenn möglich das ein oder andere Offline erledigt, sofern dies möglich ist.

Alte Geräte auf Werkseinstellungen zurücksetzen und verkaufen, verschenken oder recyclen

Ausrangierte Geräte, die nicht mehr in aktiver Nutzung sind, können auch eine unscheinbare Belastung sein. Deshalb sollten Geräte, die mit Sicherheit nicht mehr reaktiviert werden „plattgemacht“ und je nach Zustand wieder in den Recycling- oder Wiederverwendungskreislauf geführt werden.

Geräte am Abend oder bei Nichtgebrauch ausschalten oder den Flugmodus verwenden

Auch wenn es viele nicht glauben können: Man muss nicht zu jeder Zeit erreichbar sein. Insbesondere am Abend und in der Nacht können viele Geräte deaktiviert und/oder ausgeschaltet werden. Fungiert das Smartphone als Wecker, kann man vor dem Schlafengehen auch den Flugmodus nutzen. Geräte, die man in den nächsten Tagen nicht nutzt, sollten auch komplett ausgeschaltet werden. Das schont den Akku und gibt dem Betriebssystem die Chance, Prozesse im Hintergrund zu beenden und einen sauberen Neustart durchzuführen.

Mitteilungen (Notifications) wenn möglich komplett ausschalten oder zumindest auf das Nötigste reduzieren

Das Smartphone ist keine Slot Machine. Ständige Benachrichtigungen für jede noch so kleine Nachricht sind eine enorme Ablenkung. Man sollte deshalb nur ausgewählten Applikationen erlauben Notifications zu senden und diese regelmäßig nach ihrer Sinnhaftigkeit evaluieren. Bei bestimmten Aktivitäten können Mitteilungen auch temporär deaktiviert werden. Die meisten Geräte verfügen über einen Fokus-Modus, der während dem konzentrierten Arbeiten, beim Sport oder beim Essen dafür sorgen kann, dass man nicht abgelenkt wird.

2. Digitaler Minimalismus im Bereich Software

Auch im Bereich der Softwareentwicklung kann Minimalismus mehrere Benefits mit sich bringen. Je schlanker die Software, desto schneller läuft sie in der Regel auch. Schlanker und effizienter Code hat aber einen noch wichtigeren Vorteil. Er ist zum einen natürlich übersichtlicher und kann somit leichter auditiert werden, aber zum anderen insbesondere auch weniger anfällig gegenüber Bugs und Sicherheitslücken.

Das VPN-Protokoll WireGuard als Beispiel für modernen und effizienten Code

WireGuard hat mit knapp 4.000 Code Zeilen ein wesentlich schlankeres Fundament als seine ältere Konkurrenz OpenVPN oder IPsec. Die früheren Platzhirsche im Bereich VPN-Software befinden sich weit im sechsstelligen Bereich was die Code-Zeilen Zahl angeht. Dies führt dazu, dass WireGuard stabiler und wesentlich schneller läuft als die Konkurrenz.

Wireguard Grafik

Anzahl der Lines of Code (LoC), mit der das VPN-Protokoll WireGuard im Vergleich zur Konkurrenz auskommt

(Stand ca. 2018)

Mit den Worten des Projektes selbst:
WireGuard wurde mit Blick auf einfache Implementierung und Einfachheit entwickelt. Es soll mit wenigen Zeilen Code leicht zu implementieren und leicht auf Sicherheitslücken zu prüfen sein. Im Vergleich zu Giganten wie *Swan/IPsec oder OpenVPN/OpenSSL, bei denen die Überprüfung der gigantischen Codebasen selbst für große Teams von Sicherheitsexperten eine überwältigende Aufgabe darstellt, soll WireGuard von einzelnen Personen umfassend überprüft werden können.

Die Sicherheitslücke Log4Shell als Beispiel, warum auch im Bereich Software weniger mehr ist

Die Sicherheitslücke Log4Shell ist deshalb so gravierend, weil viele Programme und Server das weitverbreitete Framework zum Loggen von Anwendungsmeldungen in Java „Log4j“ von Haus aus nutzen. Frei nach dem Motto: „Es kostet nichts und deshalb wird es einfach mal eingebaut. Man weiß ja nicht, ob man es mal brauchen kann.“ Dies ist aber ein falscher Ansatz. Besser wäre es, alle Anwendungen so schlank wie möglich zu halten und weitere Programme erst nach Bedarf zu integrieren (Opt-In).

Log4Shell_logo

Das inoffizielle Logo der Sicherheitslücke Log4Shell. Es soll mit seiner kindlichen Art veranschaulichen, wie einfach es für einen Angreifer ist, die Schwachstelle auszunutzen

Viele Administratoren, die sich jetzt und vermutlich noch in den nächsten Monaten mit den Nachwehen von Log4Shell beschäftigten müssen, kannten das Programm nicht, geschweige denn haben jemals vor Gehabt dieses zu nutzen.

Leider hat es sich in vielen Bereichen, in der Software bereitgestellt wird, eingebürgert, dass diese mit vielen Programmen ausgeliefert wird, die die Endnutzer überhaupt nicht benötigen. Hierbei spricht man auch von Bloatware, die das System unnötig träge machen und durch die Vielzahl der Angriffspunkte zugleich vulnerabler. Man bedenke nur, wie viele Programme auf einer regulären Windows 10 Installation vorinstalliert sind.

Einen anderen Ansatz fährt beispielsweise die Linux Distribution „Arch Linux“. Hier müssen die Anwender alles, was sie benötigen selbst installieren, hierzu zählt auch die grafische Benutzeroberfläche. Für Anfänger ist das natürlich nicht unbedingt geeignet, aber Arch Linux zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass ein gut eingerichtetes System als sehr sicher gilt. Das liegt auch an dem minimalistischen Ansatz, der somit wenig Angriffsfläche bietet.

Fazit

Digitaler Minimalismus ist ein Ansatz, bei dem es nicht darum geht, uns der Vorteile der Technologie zu berauben, sondern diese vernünftig und in Maßen zu nutzen, sodass wir die Kontrolle über sie behalten und nicht umgekehrt.

So gewinnt das Grundprinzip des Minimalismus erneut: Weniger ist mehr!

Pyngu Digital

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