PYNGU MAGAZIN

Est. 11111100101

PYNGU MAGAZIN

Est. 11111100101

Connected Cars – Technologischer Fortschritt oder datenschutzrechtlicher Albtraum?

26. Mai 2022 | Privacy

Je mehr vernetzte Fahrzeuge auf die Straßen kommen, desto mehr Daten werden von ihnen und über ihre Fahrer generiert. Die Möglichkeiten für Automobilhersteller und Technologieunternehmen, neue Dienste durch Connected Car Technologie innerhalb des „Internets der Dinge“ anzubieten und zu vermarkten, sind enorm. Für Autofahrer und Flottenbetreiber bleibt jedoch die Frage unklar, wem diese Daten gehören – und welche Rechte sie haben, um ihre Nutzung zu kontrollieren.

Der Wert von Daten, die von Fahrzeugen generiert werden, wird schon seit einiger Zeit erkannt, nicht zuletzt von Big-Tech-Unternehmen, die sich zunehmend in die Lieferketten der Automobilindustrie integrieren. Apple, das vermutlich auch Pläne für die Produktion eines eigenen Autos hat, ist bereit, seinen weit verbreiteten CarPlay-Dienst zu erweitern, der es iPhone-Nutzern derzeit ermöglicht, ihr Telefon mit den „Infotainment“-Systemen ihres Autos zu verbinden. iPhone-Nutzer, die einen BMW fahren, können ihr Telefon bereits anstelle des traditionellen Autoschlüssels verwenden, um ihr Auto aufzuschließen, und da in Zukunft vermutlich weitere digitale Produkte von Apple und seinen Konkurrenten auf den Markt kommen, wird der Fokus auch darauf liegen, wie Informationen, die von diesen Systemen stammen, verwendet werden.

Der Übergang zu Elektrofahrzeugen ist eine der Ursachen für die zunehmende Vernetzung

Batteriefüllstand und Ladeinfrastruktur sind für Elektrofahrzeuge zwei elementare Faktoren, warum das Fahrzeug samt Standortdaten ständig vernetzt ist. Mit dem Aufkommen von batteriebetriebenen Autos wurde auch der Kundenwunsch nach weiteren digitalen Services verstärkt. Diese setzen in der Regel eine permanente Internetverbindung voraus. Für die Hersteller ergibt sich hierdurch eine weitere lukrative Einnahmequelle durch Abomodelle für digitale Dienstleistungen. Zusätzliche Dienstleistungen seitens der Hersteller, die auch durch die Vernetzung der Fahrzeuge und der Sammlung von Daten ermöglicht werden, spielen für die Autobauer eine immer größere Rolle.

Wieviele Daten sammelt ein modernes Auto heute?

Die Menge der gesammelten Daten ist von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich und hängt auch vom Automatisierungsgrad des Fahrzeugs ab. Das Industriegremium SAE nennt sechs Automatisierungsstufen, um vernetzte Fahrzeuge zu klassifizieren, und selbst die Fahrzeuge am unteren Ende des Spektrums können laut dem Anbieter von Datenspeicherlösungen Tuxera bis zu 25 GB Daten pro Stunde erzeugen.

Ein Opt-Out aus der Verarbeitung von Fahrzeugdaten ist weder vorgesehen noch in der Realität wirklich möglich, ohne wichtige Funktionalitäten moderner Autos einzuschränken. Zudem müssen in der EU alle Neuwagen, die ab dem 31. März 2018 zugelassen worden sind, eCall fähig sein und somit eine verpflichtende SIM-Karte installiert haben. Eine potenzielle Ortung des Standorts zu jeder Zeit kann somit nicht ausgeschlossen werden.

Könnten die Autofahrer in Zukunft dazu verleitet werden, ihre durch das Auto erhobenen Daten zu monetarisieren?

Einige sind der Ansicht, dass man den Autofahrern anbieten sollte, ihre beim Fahren anfallenden Daten monetarisieren zu können. Insbesondere die Autoversicherer sind sehr daran interessiert. In einigen Ländern gibt es schon spezielle Vergünstigungen, wenn die Versicherten bereit sind, ihre Fahrgewohnheiten und Profile aufzeichnen zu lassen.

Die HUK-COBURG bietet in Deutschland beispielsweise ihren sogenannten Telematik Plus Tarif an. Dieser wird wie folgt beworben: „Noch günstiger fahren und bis zu 30% sparen!“ Mithilfe der Telematik soll das Fahrverhalten „berücksichtigt“ werden. Hierzu zählen laut der Webseite unter anderem Beschleunigung, Bremsverhalten, Geschwindigkeit und Kurvenverhalten.

Schaut man sich die AGB’s des Tarifs einmal genauer an, werden noch eine ganze Reihe weiterer Daten erhoben und in die Bewertung der Fahrweise mit einbezogen. Hierzu zählen auch Zeit und Ort. Zudem werden Autofahrten bei Nacht oder häufiges Fahren auf Landstraßen negativ bewertet.

HUK COBURG Telematik Plus

Die Companion-App des Tarifs Telematik Plus

Laut HUK-COBURG kann „telematik-basierte Unterstützung bei einem Verkehrsunfall zusätzlich absichern und wertvolle Zeit sparen.“ Das mag sein, aber sie kann vermutlich auch genau das Gegenteil bewirken.

Wohin wird uns als Gesellschaft solch ein Datenhandel führen? Es ist absehbar, dass wenn Bonussysteme, die auf Daten basieren, immer weiter ausgebaut werden, diese irgendwann wohl eher die Regel sind. Dann können es sich vermutlich nur noch Wohlhabende leisten, ihre Daten nicht zu verkaufen.

Car2x – Eine Technologie soll alle Autos verbinden

Unter Car2x wird verstanden, dass sich alle Fahrzeuge, die diese Technologie einsetzen, mit ihrer Umwelt verbinden können. Dies gilt sowohl für andere Autos, als auch für sonstige Sensoren, die beispielsweise in Ampeln, Mautstellen, Verkehrszeichen etc. implementiert sein könnten. Die Vorteile, die sich die Autobauer hiervon sprechen, liegen auf der Hand. Die Verkehrssicherheit soll durch Warnungen in Echtzeit erhöht und die Effizienz durch smarte Verkehrsleitung optimiert werden.

Bei Volkswagen sind einige der neuen Modelle bereits mit Einsatzwägen von Polizei oder Feuerwehr verbunden. Die Fahrer erhalten eine Benachrichtigung, sobald sich ein Fahrzeug während einer Einsatzfahrt nähert.

Car2x und Einsatzfahrzeuge

Funktionsweise von Car2x bezüglich Einsatzfahrzeuge

via ADAC

Generell klingt das aus der Sicht von Effizienz und Sicherheit alles nachvollziehbar. Aber man stelle sich vor, jedes Auto kann zu jederzeit von Behörden und somit letztlich auch dem Staat geortet werden, da es stets und ständig mit Sensoren in seiner Umgebung interagiert. Hier stünde ein riesengroßer datenschutzrechtlicher Elefant im Raum. Spannend bleibt auch, ob neue Fahrzeuge in Zukunft den Fahrern die Möglichkeit geben werden, sich nicht mit der Umwelt zu verbinden.

Mit Blick auf den verpflichtenden Einbau von eCall SIM-Karten, kann davon ausgegangen, dass es eine ähnliche Verpflichtung zur „Konnektivität“ von Neuwagen mittelfristig geben dürfte.

Fazit

Connected Cars können einige Vorteile bieten und im Bereich „Internet der Dinge“ gab es in den letzten Jahren große Fortschritte. Die Autobauer und die Politik sollten sich jedoch davor hüten, diese Technologien gegen die Bürger einzusetzen. Wo Kommunikationstechnologie zum Einsatz kommt, sind Abo-Modelle und Überwachung meist nicht weit weg.

Pyngu Digital

Diese Webseite benutzt keine Cookies.

Mit der weiteren Nutzung der Webseite stimmen Sie zu, dass Sie damit einverstanden sind nicht getrackt zu werden. Sie stimmen außerdem zu, dass Ihre Daten nicht an Dritte weitergegeben werden. Wir verarbeiten keine personenbezogenen Daten auf der Webseite zur Wahrung unseres berechtigten Interesses, den Datenschutz unserer Besucher zu respektieren.

Folgende Kategorien von Cookies werden von uns eingesetzt:

- Keine

- Nada

- Niente

Weitere Informationen finden Sie in unserer Pyngu-Cookie-Policy.