Kann man Architektur in das digitale Umfeld integrieren? Design spielt sowohl analog, als auch digital eine wichtige Rolle. Nicht nur die Optik, die ohnehin subjektiv ist, spielt eine Rolle im Designprozess. Auch eine überzeugende Funktionalität hat etwas mit Design zu tun.
Design is not just what it looks like and feels like.
Design is how it works. – Steve Jobs –
Was, wenn wir uns an der Lehre des Bauhaus orientieren würden, um digitale Produkte zu erschaffen?
Der Hauptunterschied zwischen digitaler und traditioneller Architektur
In der traditionellen Architektur spielt die Materialkunde beim Erstellen des Designs eine wichtige Rolle. Material als physisches Produkt wird dort für die Gestaltung zwingend benötigt.
Beim digitalen Design ist man nicht den physischen Barrieren ausgesetzt, vielmehr geht es hierbei den Code oder die Software zu beherrschen, zu verstehen und bestmöglich einzusetzen. Digital ist hier das Material.
Die Imagination des Erschaffenden bleibt Voraussetzung in beiden Welten.
Der Mastodon Client „Toot!“ als ein Beispiel für schlankes und funktionelles digitales Design
Warum die Bauhaus Lehre gut in die digitale Welt passt
Das Ziel des ursprünglichen Bauhaus war, die Kunst von der Industrialisierung zu emanzipieren und das Kunsthandwerk wiederzubeleben. Somit könnte das Ziel des „digitalen“ Bauhaus sein, die Kunst von der Digitalisierung zu emanzipieren.
Softwareentwicklung hat ein Gestaltungsvakuum. […] Dieses Gestaltungsvakuum führt nicht selten dazu, dass Gestaltung implizit passiert oder Personen über die Gestaltung von Software entscheiden, deren Spezialgebiet eigentlich ein anderes ist. Die Folge sind dann eher suboptimale Ergebnisse und eine Software, die am Bedarf der Menschen vorbeientwickelt wurde. – Dr. Frank Termer –
Wer ein Beispiel dafür haben möchte, sollte sich mal die Vorgaben und Ratschläge von SEO-Plugins für Webseiten anschauen. Viele Webseitenbetreiber lassen sich von den Suchmaschinen geißeln, was das Design und Aufbau ihrer Webseiten angeht. Schließlich steht ein gutes Suchmaschinenranking für viele über allem. Das Design wird allzu oft sträflich vernachlässigt und auch unterschätzt.
Wie würde gutes Design dann aussehen, wenn wir uns an der Bauhaus-Lehre orientieren würden?
Es würde jedenfalls sicherlich den Nutzern zugutekommen! Der Berliner Verein Bitkom beschreibt in seinem Digital-Design-Manifest in zehn Punkten die Bedeutung, die hinter gutem Digital Design stehen sollte, recht gut, wie wir finden:
- Gutes Digital Design ist elegant und ästhetisch.
- Gutes Digital Design ist evolutionär.
- Gutes Digital Design ist explorativ.
- Gutes Digital Design nimmt den ganzen Menschen in den Fokus.
- Gutes Digital Design antizipiert die Auswirkungen seiner Ergebnisse.
- Gutes Digital Design achtet den Datenschutz und die Datensicherheit.
- Gutes Digital Design ist nachhaltig und schafft Nachhaltigkeit.
- Gutes Digital Design würdigt Analoges und Digitales in gleicher Weise.
- Gutes Digital Design nutzt Digitales, wo es erforderlich ist.
Den europäischen Weg gehen
Wir sollten nicht versuchen, andere Erfolgsmodelle aus den Bereichen des Plattform- und oder Überwachungskapitalismus zu kopieren. Die Claims in diesen Bereichen sind zum einen ohnehin schon abgesteckt und zum anderen sollten wir uns stets vor Augen halten, was unsere europäische Lebensart überhaupt bedeutet und wie wir in Zukunft, auch in der digitalen Welt leben wollen. Und dort trifft das Digital-Design-Manifest mit seinen Forderungen den Nagel ziemlich gut auf den Kopf.
Fazit
Selbst wenn es von Vielen oftmals unterschätzt wird, spielt Design eine wichtige Rolle im alltäglichen Leben. Auch in der digitalen Welt sollte das Design eine essenzielle Rolle bei der Softwareentwicklung spielen. Gutes Design führt schließlich neben der Ästhetik auch zu einer besseren User-Experience.
Das Kunsthandwerk im Digitalen wiederzubeleben, das wäre wohl das Ziel und die Aufgabe eines digitalen Bauhaus.
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Pyngu Digital