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Adobes Cloud- und Abo-Modell – Welche Alternativen gibt es für kreative Software?

28. Sep 2021 | Design

Wenn es um die Bearbeitung von Fotos, die Erstellung von Grafiken oder die Gestaltung von Broschüren und sonstigen Layouts geht, denken viele zuerst an die Softwareprodukte von Adobe. Photoshop, Illustrator und InDesign gehören seit Jahren zur Standardausrüstung von vielen Agenturen und Freelancern, wenn es um Mediengestaltung geht. Adobe ist Weltmarktführer im Bereich der kreativen Software.

Doch ist die derzeitige Vormachtstellung von Adobe in Bezug auf die Preise und die in den Produkten enthaltenen Funktionen gerechtfertigt? Wir stellen in diesem Artikel Alternativen zu den drei bekanntesten Programmen von Adobe vor.

Warum sollte man überhaupt nach einer Alternative suchen?

Adobe bietet seinen Kunden eine große Produktpalette. Allerdings ist man wegen der Preisgestaltung von Adobe dazu gezwungen, sich entweder für eine Software oder gleich die gesamte Creative Cloud zu entscheiden. Derzeit zählen 29 Programme zum Umfang der Creative Cloud.

Creative Cloud Applikationen

Die Applikationen der Creative Cloud

Die drei genannten Adobe Programme kosten einzeln jeweils 23,79€ pro Monat (Zudem gibt es auch ein sogenanntes Foto-Abo für 11,89€). Für eine monatliche Gebühr von 59,49€ erhalten die Nutzer den kompletten Zugriff auf alle Produkte der Creative Cloud. Die meisten Anwender verwenden wahrscheinlich viele der Programme, für die sie letztendlich bezahlen, nicht oder nur sehr selten. Wer also nur einige wenige Programme benötigt zahlt den gleichen Betrag wie jemand, der aus dem Vollen schöpft. Das Preis-/Leistungsverhältnis schwankt somit stark, je nach dem Bedarf des einzelnen Nutzers.

Eines ist jedenfalls auch klar. Die Software wird gemietet und nicht gekauft.

Ein weiterer potenzieller Nachteil ist, dass es sich hierbei, wie der Name schon vermuten lässt, um eine Cloud-Anwendung handelt. Ein Internet-Zugang ist somit verpflichtend. Laut Adobes Angaben wird die Creative Cloud alle 30 Tage versuchen, die Softwarelizenz zu validieren. Für Jahresabonnenten gilt zudem eine „Schonfrist“ von 99 Tagen im Offline-Modus.

Da es sich um eine amerikanische Cloud-Lösung handelt, werden Inhalte, die auf dem bereitgestellten Cloud-Speicher hochgeladen werden, standardmäßig „analysiert“. Dieses Thema haben wir bereits in einem Artikel über Cloud-Computing beleuchtet.

Affinity – The new kid on the block

Affinity_logo_cube_small

Ok, gaaanz so neu sind die Programme des britischen Softwareherstellers Serif, Affinity Designer (2014), Affinity Photo (2015) und Affinity Publisher (2019), nicht mehr.

Affinity bietet jedes seiner drei Softwareprogramme für einen einmaligen Preis von derzeit 54,99€ zur dauerhaften Nutzung an. Das macht für alle drei Programme zusammen einen einmaligen Preis von 164,97€. Rechnet man die Kosten für die gesamte Adobe Creative Cloud zusammen, da es keinen Sinn ergibt würde, jede der drei Software einzeln zu mieten, kommt man auf einen jährlichen Betrag von 713,88€.

Die Affinity-Programme wurden seit der Einführung regelmäßig mit kostenlosen Funktions-Upgrades versorgt. Die aktuelle Version ist derzeit 1.10. Serif teilte mit, dass das erste Major-Upgrade (Version 2.0) aufpreispflichtig sein wird. Wann dies erscheint und wie viel das Upgrade kosten wird, ist derzeit nicht bekannt. Der Hersteller versicherte aber, dass die Programme weiterhin wie gehabt funktionieren werden, sollten Nutzer nicht bereit sein, auf die neue Version umzusteigen. Ob Serif jedoch für immer an diesem Geschäftsmodell festhalten wird, kann natürlich nicht vorhergesehen werden.

Vom Funktionsumfang her können die Affinity-Programme, den etablierten Adobe-Anwendungen das Wasser reichen. Dem insgesamt kleineren Funktionsumfang stehen die leichtere Architektur und die damit einhergehende Performance-Überlegenheit (insbesondere bei Macs) gegenüber.

Alle Affinity Programme unterstützen den Export folgender Dateiformate:

PDF, SVG, EPS, PSD, TIFF, PNG, JPG, GIF, EXR, HDR und das gemeinsame Affinity Dateiformat. 

Zudem sind die iPadOS Versionen von Affinity Designer und Affinity Photo nahezu vollständige Kopien ihrer Desktop-Eltern. Die Tablet-Versionen, von Adobe-Programmen befinden sich derzeit noch in den Kinderschuhen und lassen bis dato noch einige wichtige Funktionen vermissen.

Im Folgenden werden die drei Programme aus dem Hause Serif kurz vorgestellt:

Affinity Designer Logo

Affinity Designer ist ein vektorbasiertes Grafikprogramm, welches für die Erstellung von Konzeptgrafiken, Druckprojekte, Logos, Icons, UI-Designs, Mock-ups etc. genutzt werden kann.

Ausschnitt wichtiger Funktionen:

Affinity Designer

Einige Features von Affinity Designer

Affinity Photo Logo

Affinity Photo ist ein Bildbearbeitungsprogramm für Rastergrafiken. Es kommt zur Optimierung, Manipulation, Korrektur oder Retusche von Fotos zum Einsatz.

Ausschnitt wichtiger Funktionen:

Affinity Photo

Einige Features von Affinity Photo

Affinity Publisher Logo

Affinity Publisher ist ein Layout- und Satzprogramm. Neben seinem eigentlichen Sinn, der Erstellung von Layouts aller Art, besitzt das Programm zudem die Möglichkeit über das Feature Studio Link, die meisten Funktionen von Affinity Designer und Affinity Photo ausführen zu können ohne das Programm verlassen zu müssen:

Ausschnitt wichtiger Funktionen:

Affinity Publisher

Einige Features von Affinity Publisher

Studio Link

Das Besondere an den Affinity-Programmen ist, dass alle Affinity-Dateiformate, die von Designer, Photo und Publisher gespeichert werden, im Grunde gleich sind. Sie können von allen Affinity Programmen, auch auf iPadOS geöffnet und bearbeitet werden. Dies führt ergänzend dazu, dass wenn, alle drei Programme erworben wurden, das bereits erwähnte Feature „Studio Link“ zur Verfügung steht. Hierbei kann man innerhalb von Affinity Publisher zwischen den drei Programmen hin und her schalten, was dem Workflow spürbar zugutekommen kann.

Der Vorteil, den sich Adobe über die letzten gut 30 Jahre erarbeitet hat, ist aber nicht zu leugnen. Viele Profis aus dem Kreativbereich arbeiten bereits seit Jahren mit den Anwendungen von Adobe. Workflows sind etabliert und Vorlagen oder Add-Ons aller Art bereits vorhanden. Eine Umstellung auf ein anderes Programm ist für viele somit sowohl ein Zeit- als auch ein damit einhergehender temporärer Kostenfaktor. Das weiß auch Adobe und aus diesem Grund hat der Umstieg auf ein Abo-Modell trotz deutlicher Kritik ohne große Verluste bei der Anhängerschaft geklappt.

Die kreativen Software-Programme aus dem Open Source Lager

Die Programme von Adobe und Serif sind propriäter und kostenpflichtig. Zudem gibt es für beide keine Version, die sich auf Linux Computern installieren lässt und das, obwohl in beiden Anwenderforen einer der größten Threads, genau diese fordern. Oftmals ist zu lesen, dass das Fehlen von professionellen, kreativen Software-Programmen für einige ein Hauptgrund sind, warum sie nicht vollständig auf Linux als Desktop-Betriebssystem umsteigen können.

Aber auch in der Open Source Welt gibt es, wie für nahezu alles, Alternativen.

Es werden im Folgenden die bekanntesten Alternativen für die drei Softwarekategorien vorgestellt. Diese folgenden quelloffenen Programme gibt es unentgeltlich für Linux, MacOS und Windows:

Inkscape ist ein Programm zur Erstellung von Vektoren (skalierbare Grafiken, die bei der Größenänderung nicht verwischen). Inkscape ist mit dem SVG-Format kompatibel, kann aber auch unter anderem wichtige EPS-, PostScript-, JPG-, PNG-Formate verarbeiten.

Inkscape bietet mehrere Werkzeuge und verschiedene Formen, Pfade, Text, Markierungen, Transparenz-Effekte, Transformationen, Verläufe, Muster und Gruppen. Zudem werden unter anderem auch Creative Commons-Metadaten, Knotenbearbeitung, Ebenen, komplexe Pfadoperationen, Bitmap-Tracing, pfadbasierte Texte, umlaufenden Objekttext oder direkte XML-Bearbeitung unterstützt.

Fun Fact: Inkscape veröffentlichte erst im Jahr 2020 seine Version 1.0. Also fast 17 Jahre nach der ersten öffentlich zugängigen Version 0.35.

Die erste Version von GIMP wurde bereits im Jahr 1995 veröffentlicht. Der Funktionsumfang ist durchaus beachtlich, kommt allerdings noch nicht an den von Photoshop heran. Die Bearbeitung von Bildern klappt aber überraschend gut, wenn man weiß, wo die einzelnen Tools versteckt sind. Ein größerer Nachteil ist hingegen, dass man die Exporte nicht ohne weiteres mit dem CMYK-Farbprofil versehen lassen kann. Das ist für farbechte Erzeugnisse, die gedruckt werden sollen, allerdings notwendig.

Das Programm umfasst Ebenen, anpassbare Pinsel, Filter und automatische Bildverbesserungswerkzeuge. Es bietet außerdem eine große Anzahl von Plugins (einige sind vorinstalliert, andere können separat heruntergeladen werden).

Das alles zusammen ergibt ein wirklich bemerkenswertes kostenloses Bildbearbeitungsprogramm, das viele Funktionen von Photoshop ausführen kann.

Zu den Fähigkeiten von Scribus gehören das Anfertigen von professionellem Schriftsatz inklusive Farbmanagement sowie die Erstellung von Online-Publikationen wie bspw. interaktive Formulare und PDF’s.

Das Frame- und Ebenensystem ist von InDesign entlehnt. Scribus verfügt zudem auch über professionelle Publishing-Elemente wie Farbseparationen, CMYK und Schmuckfarben.

Eigenen Schriften können schnell und einfach hinzugefügt werden und mit vorgefertigten Skripten lässt sich effektiv arbeiten. Scribus ist äußerst umfangreich – ein Manko für ein Layout- und Satzprogramm ist allerdings die begrenzte Unterstützung für proprietäre Dateitypen. Alles in allem ist das Programm ein funktionsreiches und nützliches kostenloses Publishing-Tool.

Ob diese Programme mit den Anwendungen der großen Software-Schmieden mithalten können, wollen wir jetzt nicht bewerten. Sicherlich kann man mit ihnen die meisten Arbeiten ebenso erledigen. Jeder, der sich schon einmal ernsthaft mit den gezeigten Programmen beschäftigt hat, wird aber vermutlich zugeben müssen, dass die Usability und die Anmutung (noch) nicht auf dem Niveau der proprietären Konkurrenz angekommen ist.

Fazit

Wir bei Pyngu Digital nutzen nicht die Programme der Adobe Creative Cloud. Der Preis ist hierfür nicht einmal der Hauptgrund. Die zwangsweise Verbindung mit der Cloud und die Tatsache, dass die Software nur „gemietet“ werden kann, sind die hauptsächlichen Gründe. Da wir mit der Affinity Suite eine Alternative haben, die einen annähernd großen Funktionsumfang der drei Programme aufweist und in manchen Sachen sogar intuitiver zu bedienen ist, sehen wir auch keinen Grund dafür auf die Produkte von Adobe zurückgreifen zu müssen.

Alle unsere Linux-Desktop-Computer haben GIMP und Inkscape installiert. Wieso auch nicht!? Die Programme sind frei beziehbar und für eine schnelle Bearbeitung gern genutzte Tools.

Auf den Macs haben wir die Affintiy Suite und parallel für ein paar wenige Aufgaben zusätzlich noch Inkscape installiert. Zudem kommen je nach Tätigkeitsfeld noch ein paar kleinere „Spezial-Programme“ zum Einsatz. Durch Final Cut Pro und Davinci Resolve ist Adobe Premiere aus der Creative Cloud als Videoschnittprogramm für uns ebenfalls nicht attraktiv.

Generell finden wir, dass es immer eine gute Idee ist, sich stets nach verschiedenen Möglichkeiten umzusehen und sich letztlich für das zu entscheiden, was einem am meisten zusagt. Jedoch sollte man auch bereit sein umzusteigen, wenn sich Praktiken der Anbieter ändern und/oder neue Player in Erscheinung treten, die die eigenen Bedürfnisse besser befriedigen können.

Bedingungslose Nibelungentreue zu einzelnen Programmen oder Systemen hat jedenfalls noch niemandem geholfen.

Pyngu Digital

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