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Die Bitcoin Blockchain – Von der technologischen Revolution zum ernsthaften Umweltproblem

21. Mai 2021 | Tech

Der Bitcoin hatte bei seiner Einführung im Jahre 2009 eine revolutionäre Technologie mit im Gepäck. Die Blockchain. Die Blockchain ist vereinfacht gesagt eine kontinuierlich erweiterbare Liste von Datensätzen, die mittels kryptografischer Verfahren miteinander verkettet sind.

Während dieser Artikel verfasst wurde, sorgte die Problematik des hohen Energiebedarfs einiger Kryptowährungen, durch Aussagen von Elon Musk und durch die geplanten Regulierungen von Banken in China erneut für weltweite Schlagzeilen. Was hat es also mit dem hohen Energieverbrauch, den unter den Kryptowährungen insbesondere die Bitcoin Blockchain verursacht, auf sich?

Die Blockchain – eine Technologie mit viel Potenzial

Blockchain Technologien können dabei helfen, dass sich das Internet wieder ein wenig von den zentralisierten Diensten befreien kann. Einige hoffen, dass hierdurch ein unabhängig kontrolliertes Internet, wie es ursprünglich vorgesehen war, erreicht werden kann. Dezentralisierung und Sicherheit sind zwei starke Argumente für den Einsatz von Blockchain Lösungen.

Damit ein neuer Block auf der Bitcoin Blockchain generiert werden kann, muss eine komplizierte kryptografische Aufgabe gelöst werden. Diese Arbeit wird von sogenannten Minern erledigt. Der Begriff Mining ist abgeleitet vom Goldschürfen. Der Miner, der die mathematische Aufgabe als Erster löst, erhält für den Aufwand eine bestimmte Anzahl an Coins und Transaktionsgebühren, die im geminten Block enthalten sind. 

Das Lösen dieser Rechenaufgaben benötigt global gesehen enorm viel Energie. Tendenz stark steigend.

Bitcoin Electricity Consumption

Bitcoin Stromverbrauch weltweit (April 2017 – April 2021)

Quelle: Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index

Aber warum ist das so?

Jeder will ein Stück vom Krypto-Hype-Kuchen

Je höher der Kurs steigt, desto lukrativer wird das Schürfen. Derzeit werden ca. 144 Blöcke am Tag erstellt. Jeder Block ergibt momentan 12,5 Bitcoins. Pro Tag werden somit ca. 1.800 neue Bitcoins generiert. Wenn man von einem Bitcoin Preis, während der Hochphase Anfang April 2021, von rund 50.000€ ausgeht, werden pro Tag 90 Millionen € an Bitcoin geschürft. Das ist ein lukratives Geschäft. Vor allem in Ländern, in denen die Energiekosten niedrig sind, kann sich das Bitcoin schürfen, für die Miner lohnen. Wenn man diese Zahlen jedoch nüchtern betrachtet, dürfte der spekulative Charakter von Bitcoin und das damit einhergehende Risiko ersichtlich werden.

Entwicklung Bitcoin Kurs

Bitcoin Kurs der letzten fünf Jahre (Stand Anfang April 2021)

Quelle: finanzen.net

Mitte Mai, während dieser Artikel finalisiert wurde, ist der Kurs zwischenzeitlich wieder auf fast 30.000€ = 1 BTC gefallen. Dies zeigt eindrucksvoll, dass die Kryptowährung für die meisten “Anleger“ ein reines Spekulationsobjekt ist. Heute, wenn Sie diesen Text lesen, könnte alles wieder komplett anders aussehen. Und zwar in die eine oder andere Richtung!

Die Konsequenzen der Nachfrage

Laut dem Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index verbraucht die Bitcoin Blockchain derzeit vermutlich mehr Strom im Jahr als die Niederlande oder Schweden als Industrienationen mit ihren knapp 17,5 bzw. 10,3 Millionen Einwohnern! Die Daten der University of Cambridge und die Art der wissenschaftlichen Erhebungen dieser, können auf der Webseite “Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index“ eingesehen werden.

Country Ranking

Bitcoin Stromverbrauch im „Ländervergleich“

Quelle: Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index

Wäre Bitcoin ein Land, würde es Platz 27 beim Stromverbrauch belegen. Geht man von den höchstmöglichen Schätzungen der University of Cambridge aus, wären wir bereits bei 488 TWh und somit beinahe auf dem Verbrauchsniveau von Deutschland. Solange ein Wachstum besteht, wird mit jedem Bitcoin das Schürfen aufwendiger. Deshalb brauchen die Miner immer leistungsstärkere Computer und Grafikkarten. Dies führt unweigerlich zu einer höheren Nachfrage und steigenden Preisen. Derzeit kann man dies, auch wenn Kryptowährungen definitiv nicht der alleinige Grund dafür sind, am Produktionsmangel und den Preisen von Halbleiter-Chips und Grafikkarten sehen.

Was sagen die Miner dazu?

Nun ja, das kommt darauf an. In vielen Regionen, in denen der Strom verhältnismäßig günstig und die Wirtschaftskraft der Bevölkerung niedrig ist, rücken Bedenken bezüglich der Umwelt und Nachhaltigkeit häufig in den Hintergrund. Zumal man bedenken muss, dass der Bitcoin eine globale „Währung“ ist und die Einnahmen durch diesen natürlich in Entwicklungs- und Schwellenländern lukrativer sind. Vor allem durch die niedrigeren Preise für Energie und die allgemein niedrigeren Durchschnittseinkommen.

In Europa hingegen besteht ein weitaus größeres Bewusstsein für die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Hier halten Betreiber großer Krypto-Minig-Farmen jedoch oftmals entgegen, dass man ja ausschließlich mit erneuerbaren Energien schürft. Insbesondere aus den skandinavischen Ländern wird dies häufig reklamiert. Jedoch muss man sich hierbei die Frage stellen, ob der erzeugte Strom nicht anderswo sinnvoller genutzt werden hätte können. Es ist ja nicht so, dass der komplette Strombedarf bereits durch umweltfreundliche Stromerzeugung gedeckt wird.

Oftmals wird auch darauf verwiesen, dass Visa, Mastercard etc. sowie der Umlauf des Bargelds auch einen enormen Strombedarf haben. Das mag sein, aber hier handelt es sich um echte Transaktionen zum Kauf und Verkauf von Waren und Dienstleistungen. Auch wenn einige Unternehmen bereits die Bezahlung via Bitcoin anbieten, dürfte die Anzahl der geschäftlichen Transaktionen, die darüber tatsächlich getätigt werden, wohl nicht ansatzweise an die der etablierten Finanzdienstleister heranreichen.

Laut einer Statista Erhebung verbraucht eine Bitcoin Transaktion mehr als das fünffache von 100.000 Visa Transaktionen. Und das ist dem Mining geschuldet.

Bitcoin Transaktion

Durchschnitts Stromverbrauch pro Bitcoin Transaktion im Vergleich zu 100.000 Visa Transaktionen

Quelle: Statista

Was können wir dagegen tun?

Erstmal recht wenig. Bitcoin und seine Blockchain sind ein dezentrales Netzwerk, das weder zerschlagen, noch wirksam verboten werden kann. Genau das ist aber auch der Sinn von dezentralen Netzwerken. Solange die Spekulanten den Hype-Train am Laufen halten, so lange wird dieser enorme Stromverbrauch durch das Schürfen bleiben. Jedenfalls werden die Regierungen ab einem gewissen Zeitpunkt darüber beraten müssen, ob sie Bitcoin-Transaktionen als Zahlungsmittel für Unternehmen verbieten. In China wurde dies für Banken, allerdings auch aus weiteren Gründen, bereits angekündigt.

Wenn andere Zahlungsdienstleister wie, Paypal, Mastercard, Visa etc., Bitcoin in ihre Dienste (weiter) integrieren, könnte der Kurs persistent steigen und dies führt dann unweigerlich dazu, dass der Energiebedarf der Blockchain weiter stark steigen wird.

Ein Verbot von Bitcoin-Transaktionen für Unternehmen würde den Bitcoin nicht verschwinden lassen, aber ihn vermutlich einbremsen. Privatpersonen müssen sich die Frage stellen, ob sie aufgrund der genannten Probleme bezüglich der Nachhaltigkeit, dieses Spekulationsobjekt mit ihren Investitionen weiter befeuern wollen.

Alternativen gibt es

Die Bitcoin Blockchain ist ein Pionier. Sowohl im Bereich Kryptowährung als auch im Bereich der Blockchain Technologie. Seit der Einführung hat sich diese Technologie aber in vielerlei Hinsicht weiterentwickelt. Es gibt in den Bereichen Sicherheit, Privacy und Effizienz bessere Kryptowährungen, die das gleiche Ziel haben – Eine unabhängige und sichere Durchführung von Transaktionen zwischen zwei unbekannten Parteien.

Insbesondere durch das „Proof of Stake“ Verfahren kann das zeit- und energieintensive Mining vermieden werden. Ethereum, die vermutlich zweitbekannteste Kryptowährung, hat angekündigt noch in diesem Jahr vollständig auf PoS umsteigen zu wollen. Der Energieverbrauch zum Bestätigen der Blöcke, soll nach eigenen Angaben dann um 99,95 Prozent reduziert werden können.

Fazit

Kryptowährungen und die Blockchain sind faszinierende Technologien. Durch ihren dezentralen Ansatz und der Manipulationssicherheit können sie ganze Branchen und technologische Lösungen neu definieren. Die Bitcoin Blockchain hat jedoch ein massives Nachhaltigkeitsproblem, welches vermutlich nicht gelöst werden kann. Da sich aufgrund der zeitweise steigenden Bitcoin Preise immer mehr Glücksritter auf den Weg machen am Spekulationsmarkt zu investieren, wird der Energiebedarf vermutlich erstmal weiter zunehmen.

Jedoch kann man eines wohl auch kommen sehen, so schnell die Blase wächst, so schnell kann der Kurs auch wieder fallen. Allein, dass ein Tweet von Elon Musk die Kurse in die eine oder andere Richtung explodieren lassen kann, zeigt, wie unsicher solche Investitionen sind und auch wie eine Person durch ihre „Schäfchen“ den Kurs regelrecht manipulieren kann.

Die Vergangenheit hat uns des Öfteren gezeigt, wie schnell Blasen platzen können. Kommt es erst einmal zu einem massiven Kursrutsch, könnte es ganz schnell gehen, da viele der Spekulanten dann vermutlich nicht lange zögern werden, das sinkende Schiff zu verlassen.

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